Brennnesselsamen ernten – Praxistipps und Ideen für die Verwertung

In unserem Garten haben wir bewusst eine Ecke eingerichtet, in der Brennnesseln wachsen dürfen. Die haarigen Pflanzen sind so vielseitig nutzbar, dass wir froh sind, das „Unkraut“ bei uns im Garten zu haben. Wir nutzen Brennnesseln zum Beispiel für das Ansetzen einer Jauche, kochen daraus Brennnessel-Spinat und verwerten sogar die Samen. Diese sind nicht nur lecker, sondern haben es richtig in sich – kleine Kraftpakete könnte man sie auch nennen. Ich möchte Ihnen zeigen, was Sie beachten sollten, wenn Sie selbst Brennnesselsamen ernten, und wie Sie die kleinen Köstlichkeiten am besten weiterverarbeiten.

Brennnesselsamen – traditionell angewendet bei verschiedenen Beschwerden

Brennnesselsamen sind reich an Protein und enthalten hochwertige ungesättigte Fettsäuren. Eine Studie, die im International Journal of Food Sciences and Nutrition veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass die Samen eine antibakterielle Wirkung haben. In der traditionellen Naturheilkunde werden die Samen bei Blasenentzündungen, gegen Müdigkeit oder zur Entgiftung eingesetzt. Auch bei Rheuma oder Gicht sollen die Samen zur Linderung von Schmerzen unterstützend wirken. Früher wurden sie sogar als Aphrodisiakum eingesetzt. Leider sind all diese Einsatzgebiete wissenschaftlich nicht nachgewiesen und beruhen auf Erfahrungsberichten. Dennoch lohnt sich ein Versuch mit den Samen zur Unterstützung bei Beschwerden oder als Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung.

Brennnesselsamen ernten – was Sie beachten sollten

  • Von der Brennnessel gibt es sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen. In der Botanik wird diese Art des Pflanzenwachstums als „zweihäusig“ bezeichnet. Während die männlichen Blüten nur Blütenstaub enthalten, entwickeln sich die weiblichen Blüten zu Samen. Die Blütenstände unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Farbe und ihrer Wuchsrichtung. Gelblich grün und waagerecht ausgerichtet sind die männlichen Blüten, eher graugrün und hängend wachsen die weiblichen.
  • Tragen Sie bei der Ernte am besten ein Oberteil mit langen Ärmeln und eine lange Hose. Auf diese Weise sind Sie vor den unangenehm brennenden Härchen geschützt. Für Ihre Hände sind Gartenhandschuhe zu empfehlen.
  • Ein Trick, falls Sie spontan Brennnesseln sammeln möchten: Streifen Sie beherzt von unten nach oben über den Stiel und die Blätter, sodass Sie die gesamte Pflanze in der Faust haben. So können die Brennhaare nicht in die Haut eindringen und brechen einfach ab. Für diese Methode muss man ein wenig üben und nicht immer lassen sich die juckenden Quaddeln vermeiden. Mit der Zeit wird man aber mutiger.
  • Wenn Sie nicht die ganze Pflanze verarbeiten möchten, schneiden Sie nur die Samenstränge ab. Lassen Sie die Blütenstände mit den Samen einfach in eine Papiertüte fallen.
  • Der beste Erntezeitpunkt für die Brennnesselsamen ist zwischen Juli und Oktober. Zu diesem Zeitpunkt tragen die weiblichen Pflanzen die charakteristischen nach unten hängenden graugrünen Blüten. Ernten Sie sie am besten an einem sonnigen, trockenen Tag.
  • Ernten Sie die Samen nicht an Straßen oder Äckern. Dort können sie mit Düngemitteln und Abgasen verunreinigt sein. Auf Wanderwegen oder im eigenen Garten finden Sie mit Sicherheit einige Brennnesseln, die sich für die Ernte eignen.
In der Abendsonne sind Brennnesseln zu sehen, bei denen man reife Brennnesselsamen ernten kann.
Die reifen Brennnesselsamen sollten Sie bei trockenem Wetter ernten.

Trocknung und Aufbewahrung der geernteten Brennnesselsamen

Zu Hause angekommen, verteilen Sie die Blütenstände zum Trocknen einfach auf einem sauberen Küchenhandtuch. Je nach Witterung und Wärme trocknen die Samen innerhalb von ein bis zwei Tagen. Sie lassen sich dann ganz einfach vom Blütenstrang abziehen. Falls sich die Samen nicht gleich lösen, können Sie die Blütenstränge in ein feinmaschiges Sieb geben und die kleinen Samen hindurchstreichen. Zur Aufbewahrung der trockenen Samen eignet sich ein Schraubglas, das Sie dunkel aufbewahren sollten. Die Samen halten sich darin mindestens ein Jahr – wenn sie bis dahin nicht schon verbraucht worden sind.

Brennnesselsamen in der Küche nutzen: Ideen zur Verarbeitung

Wir geben die Brennnesselsamen gern als Topping auf Salate oder Kräuterquark. Auch auf dem Butterbrot schmecken sie prima. Hier noch einige weitere Ideen, wie Sie die Samen verwenden können:

  • als Zugabe in selbst gebackenem Brot.
  • zum Verfeinern von hausgemachtem Haselnuss-Pesto.
  • Rösten Sie die Brennnesselsamen in einer Pfanne. Sie schmecken dann deutlich nussiger und können sogar zu Brennnesselkrokant verarbeitet werden.
  • Streuen Sie die Samen über Suppen und Saucen oder geben Sie sie in einen grünen Smoothie.

Brennnesselsamen ernten: weitere Tipps

  • Sie können die Brennnesselsamen auch frisch verzehren. Beachten Sie jedoch, dass die Samen ebenso wie die Blätter kleine Brennhaare besitzen und daher im Mund einen leicht beißenden Reiz verursachen können.
  • Verschenken Sie ein Döschen mit selbst geernteten Samen und verzieren Sie es mit einem hübschen Etikett. Auf diese Weise können Sie mal etwas ganz anderes zur nächsten Einladung als Geschenk mitbringen.
  • Falls Sie sich doch zu sehr an den Haaren der Brennnesseln „verbrannt“ haben, helfen klares, kühles Wasser und etwas Seife. So waschen Sie die Härchen ab und kühlen die Stelle gleichzeitig. Nutzen Sie zum weiteren Kühlen der betroffenen Stellen ein kaltes Tuch oder ein (selbst gemachtes) Kühlpad. Übrigens: Mit der Zeit härtet man gegen die Brennhaare und deren Flüssigkeit, die sie an die Haut abgeben, ab.

Viel Freude beim Sammeln und beim Ausprobieren von leckeren Rezepten!

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