Wie erstellt man die CO2-Bilanz eines Kleidungsstücks?

Als klimaneutrales Unternehmen messen wir regelmäßig unseren CO2-Fußabdruck. Doch wie wirken sich eigentlich unsere Produkte auf das Klima aus? Wir wollten es herausfinden und haben in einem ersten Schritt die CO2-Bilanz eines Kleidungsstücks ermittelt. Wie wir das gemacht haben und zu welchem Ergebnis wir gekommen sind, verraten wir Ihnen hier.

Exemplarisch haben wir uns dafür eine für Waschbär typische Produktion eines T-Shirts aus Bio-Baumwolle in Europa vorgeknöpft. Bei der Erstellung der Bilanz haben wir nicht mit der Produktion aufgehört, sondern den gesamten Lebensweg eines T-Shirts unter die Lupe genommen. Wir haben also sehr umfassend bilanziert, indem wir das Treibhauspotential vom Anbau der Bio-Baumwolle bis zur Entsorgung des Shirts betrachtet haben. Man spricht in diesem Fall von einer Lebenszyklus-Analyse. Die detaillierte Abbildung zu den Lebenszyklusphasen des T-Shirts finden Sie weiter unten.

Bilanzierung aller Klimagase

Wie sich ein Produkt auf das Klima auswirkt, wird in der Lebenszyklus-Analyse als Treibhauspotential bezeichnet. Da neben Kohlenstoffdioxid (CO2) auch andere Gase zum Treibhauspotential beitragen, werden diese ebenfalls berücksichtigt und in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet. So auch bei uns. Unsere CO2-Bilanz gibt also die Menge aller klimaschädlichen Emissionen an, die bei der Produktion und Nutzung eines Shirts verursacht werden.

Der aufwändigste Schritt bei der Bilanzierung: Die Datenerhebung

Um das Treibhauspotential berechnen zu können, mussten wir zu jeder Lebensphase unseres Shirts sämtliche Stoff- und Energieströme ermitteln. Das bedeutete, fleißig Daten zu sammeln: Zum Bio-Baumwoll-Anbau, zu Herstellungsprozessen, Transporten, Verpackungen und Abfällen. Außerdem galt es, mit Hilfe von Statistiken herauszufinden, wie das Shirt beim Verbraucher genutzt und am Ende seines Lebens entsorgt oder verwertet wird. Damit auch die indirekten Emissionen unseres Shirts in die Bilanz eingehen, haben wir zusätzlich vor- und nachgelagerte Prozesse berücksichtigt – etwa zur Erzeugung des Stroms und der eingesetzten Betriebsstoffe.

Eine lange Halle, in der Textilgarn auf Spulen von der Decke hängt.
Aus der Bio-Baumwolle wird Garn, die Garnspulen werden anschließend weiterverabeitet.

Die größte Herausforderung: Die Herstellungsprozesse

Besonders aufwändig ist es, textilspezifische Daten im Herstellungsprozess zu erfassen. Deshalb werden hier normalerweise allgemein zugängliche Branchendurchschnitte verwendet. Zusammen mit unseren Lieferanten und deren Vorlieferanten haben wir es jedoch geschafft, fast alle Daten konkret zu den Produktionsstätten in unserer Lieferkette zu erheben.

Ganz schön knifflig: Beispiel Färbeprozess

Wie anspruchsvoll es zum Beispiel ist, einen in der Herstellung eingesetzten Betriebsstoff zu erfassen, zeigt der Färbeprozess (Veredelung): Hier mussten wir die exakte Zusammensetzung der Farbstoff-Rezeptur in Erfahrung bringen und berechnen, wieviel von den einzelnen Zutaten für einen Färbevorgang mit einer bestimmten Wassermenge gebraucht wird und welche Stoffströme sich daraus für unser Shirt ergeben.

Ein Ausschnitt aus der PDF-Datei über den Lebenszyklus eines T-Shirts bei Waschbär.
Bei der Veredelung eines T-Shirts fallen Produktionsschritte wie das Färben oder Bleichen an.

Den gesamten Lebenszyklus unseres T-Shirts können Sie hier im PDF-Format ansehen. Dadurch bekommen Sie Einblick in die anfallenden klimaschädlichen Emissionen pro Lebensphase.

Das Ergebnis: So viel CO2 steckt im Shirt

Nachdem wir alle Lebensphasen unseres Shirts durchleuchtet hatten, ging es darum, aus dem Riesenberg an Daten das Treibhauspotential zu berechnen. Das Ergebnis: Im Laufe seines gesamten Lebenszyklus emittiert ein T-Shirt 8,45 kg CO2-Äquivalente. Anschaulicher wird dieser Wert mit einem Vergleich: So müsste man 27 Kilometer mit dem Fahrrad anstatt mit dem Auto zurücklegen, um damit die Emissionen auszugleichen.

Zwei Lebensphasen dominieren den CO2-Fußabdruck des Shirts

Ein genauerer Blick auf unsere Berechnungen in der folgenden Abbildung zeigt, dass zwei Lebensphasen die hauptsächlichen Emissionsverursacher im gesamten Lebenszyklus sind: Die Herstellungsphase und die Nutzungsphase. Die Herstellungsphase fängt beim Spinnen des Garns an und endet mit dem Nähen des Shirts. In der Nutzungsphase wird das Shirt getragen, gewaschen und getrocknet. Maßgeblich verantwortlich für den CO2-Emissionsanteil in beiden Phasen ist der verbrauchte Strom.

Phase Treibhauspotential [kg CO2-Äquivalente] Aufteilung
Anbau 0,14 1,71 %
Herstellung inkl. Transporte (Spinnerei bis Waschbär GmbH) 3,73 44,15 %
Distribution 0,04 0,44 %
Nutzung 4,52 53,49 %
Entsorgung 0,02 0,20 %
Summe 8,45 100,00 %

Aufteilung des Treibhauspotenzials nach Lebenszyklusphasen.

Das wirkt sich positiv auf unsere CO2-Bilanz aus

Nachhaltiger Rohstoffanbau und kurze Transportwege hingegen wirken sich sehr positiv auf die Bilanz aus. Da wir Bio-Baumwolle verwenden, hinterlassen wir einen kleineren CO2-Fußabdruck als dies bei konventioneller Baumwolle der Fall ist. Ebenfalls emissionsmindernd wirkt sich aus, dass wir die Bio-Baumwolle für unser Shirt aus der Türkei beziehen und alle Herstellungsschritte in EU-Ländern stattfinden – überwiegend sogar in Deutschland mit Distanzen unter 50 Kilometern.

So können wir den CO2-Ausstoß unseres Shirts weiter reduzieren

In Zukunft werden wir daran arbeiten, den CO2-Ausstoß noch weiter zu reduzieren. Ein großer Hebel liegt beim Strom in der Herstellungsphase. Bislang beziehen unsere Lieferanten den konventionellen Strommix ihres Landes. Um die Herstellung noch klimagerechter zu machen, werden wir in der gesamten Lieferkette das Bewusstsein für die Nutzung von Ökostrom schärfen und dazu mit den beteiligten Betrieben ins Gespräch gehen. Wenn es gelingt, in allen Herstellungsstufen mit Ökostrom zu produzieren, reduziert sich der Treibhausgasausstoß des T-Shirts auf 7,77 kg CO2e.

In der Nutzungsphase kann jeder die Bilanz zum Positiven beeinflussen

Der CO2-Anteil, der auf die Nutzung des Shirts entfällt, basiert überwiegend auf der benötigten Energie für Waschmaschine, Trockner und Bügeleisen. Das bedeutet: Auch jede und jeder Einzelne kann mit energiesparender Textilpflege und nachhaltigem Waschen die Bilanz spürbar verbessern. Eine Menge Strom und damit etwa 17 Prozent Emissionen lassen sich zum Beispiel einsparen, wenn das T-Shirt statt im Trockner im Freien getrocknet wird.

Frau trägt einen geflochtenen Wäschekorb mit gelben Handtüchern darin in den Garten.
Trocknen Sie Ihre Wäsche nach Möglichkeit ohne den Einsatz eines Trockners, um Emissionen einzusparen.

CO2-Bilanz eines Kleidungsstücks: Auch an kleinen Stellschrauben drehen lohnt sich

Auch wenn es neben dem „Knackpunkt“ Energieverbrauch wenig weiteres Potential gibt, um den CO2-Fußabdruck der bilanzierten T-Shirt Produktion noch einmal deutlich zu verkleinern: Jedes eingesparte Gramm CO2 zählt und summiert sich hochgerechnet auf viele Shirts. Wo möglich, werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten daher auch an kleinen Stellschrauben drehen.

Wie geht es jetzt weiter?

Mit einer Lebenszyklus-Analyse können wir nicht nur das Treibhauspotential, sondern auch andere Umweltwirkungen unserer Produkte messen. Zum Beispiel den Ressourcen- und Wasserverbrauch. Unser Beispiel-Shirt hat jedoch gezeigt, wie komplex allein die CO2-Bilanzierung nach der Lebenszyklus-Analyse ist. Deshalb haben wir basierend auf dieser Methode ein modulares System entwickelt. Damit können wir schneller ähnliche Produkte bilanzieren und miteinander vergleichen. Langfristig wollen wir so den Weg zur Bewertung der Umweltwirkungen für einen Großteil des Waschbär-Sortiments bereiten.

 

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