Ohne Garten geht’s auch: Gärtnern im Topfgarten

Gute Nachrichten für alle, die keinen Garten ihr Eigen nennen: Das Gärtnern im Topfgarten macht genauso viel Spaß! Töpfe und andere Pflanzbehälter finden auch auf dem kleinsten Balkon, der Terrasse oder sogar auf dem Fensterbrett einen Platz. Allerdings sind Topfpflanzen etwas mehr auf Ihre Hilfe angewiesen als die Kollegen im Freiland. Denn das Wasser- und Nährstoffangebot ist in den kleinen Pflanzgefäßen begrenzt und die empfindliche Wurzelzone ist starken Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt. Auch stellt sich die Frage, welche Art von Pflanzbehältern am besten geeignet sind und welche Erde man am besten verwendet.

Genügend Platz für die Wurzeln im Topfgarten

Die kleinen, dünnwandigen Plastiktöpfchen, in denen die Kräuter in Gärtnereien, Gartenmärkten oder beim Versandhandel angeboten werden, sind nur eine Notlösung für kurze Zeit. Die Behälter sind viel zu klein für eine gesunde Entwicklung.

Befreien Sie die Pflanzen also gleich nach dem Kauf und topfen Sie sie in größere Behälter um. Die Wurzeln benötigen möglichst viel Raum zur Entfaltung. Je größer der Topf, desto besser für die Pflanzen! Sie wachsen ergiebiger und sind weniger anfällig gegen Schädlinge und Krankheiten. Außerdem können große Töpfe mehr Wasser speichern, was sich vor allem an sonnigen Standorten bezahlt macht. Pflanzen, die viel Wurzelmasse oder lange Pfahlwurzeln ausbilden, benötigen tiefe Töpfe. Ein zu enger Topf ist auch deshalb problematisch, weil sich die Wurzelzone in der Sonne schnell erwärmt und austrocknet. Solche Stress-Situationen schwächen die Abwehrkräfte der Pflanze. Vor allem Blattläuse profitieren von „wurzelgeschwächten“ Topfpflanzen.

Welches Pflanzgefäß ist das richtige für den Topfgarten?

Pflanzgefäße gibt es in allen Formen und Größen und aus den unterschiedlichsten Materialien. Jedes Material hat Vor- und Nachteile:

  • Plastiktöpfe: Plastik verursacht viele Umweltprobleme. Daraus hergestellte Pflanzgefäße sind billig und vor allem leicht, was bei großen Töpfen ein gewichtiger Vorteil ist. Außerdem sind Plastiktöpfe frostfest und halten relativ gut die Feuchtigkeit. Bei unsachgemäßem Gießen besteht allerdings die Gefahr der Staunässe, was zu Fäulnis im Wurzelbereich führen kann. Es gibt inzwischen Plastikbehälter in rustikalem Terrakotta-Design, die auch eine sehr stabile Wandung besitzen und optisch durchaus mit dem Original mithalten können. Sie haben eine bessere Standfestigkeit als leichte, dünne Plastikbehälter.
  • Tontöpfe: Tontöpfe sind aus natürlichem Material und atmungsaktiv, aber das Gießwasser verdunstet durch die Topfwände relativ schnell. Sie müssen mit solchen Töpfen also häufiger gießen. Außerdem kühlt durch die entstehende Verdunstungskälte die Topferde aus. Das stört das Wachstum von wärmeliebenden Pflanzen wie zum Beispiel Tomaten, die keine kalten Füße mögen. Große Tontöpfe sind sehr schwer, teuer und leider auch zerbrechlich sowie frostempfindlich. Durch ihr Eigengewicht haben sie aber eine gute Standfestigkeit. Eine Besonderheit sind die dekorativen Terrakottagefäße, die oft schon für sich allein ein Gestaltungsmittel darstellen. Bei Ton bildet sich sehr bald eine Patina aus Kalk-Ausblühungen oder Moos, ein Effekt der teilweise sogar als „Ästhetik“ gewünscht ist. Wer das vermeiden will, muss glasierte Töpfe oder Steinguttöpfe verwenden. Entfernen lassen sich die Ausblühungen mit Essigwasser und einer Bürste.
  • Holztöpfe und Körbe: Pflanzbehälter aus Holz oder Körbe sind nässeempfindlich und verwittern leicht. Sie müssen deshalb mit Folie ausgelegt werden, wobei Sie dann unbedingt auf Abflussmöglichkeiten für das Gießwasser achten sollten.
Der Holzbehälter wurde mit schwarzer Folie ausgekleidet und bepflanzt.
Sorgen Sie dafür, dass in dem mit Folie ausgekleideten Behälter keine Staunässe entsteht.

Staunässe vermeiden mit Wasserabzugsloch und Drainage

Egal für welche Gefäße Sie sich entscheiden: Es ist immer wichtig, dass ein guter Wasserabzug gewährleistet ist. Staunässe ist für die meisten Pflanzen kritisch, denn die Wurzeln beginnen zu faulen und auch die Gefahr von Pilzerkrankungen steigt. Die Behälter müssen deshalb ein oder mehrere Wasserabzugslöcher haben. Notfalls müssen Sie selbst Löcher in den Topfboden bohren.

Die Wasserabzugslöcher im Boden werden eventuell mit Tonscherben aus zerbrochenen Blumentöpfen vor Verstopfung geschützt. Bei größeren Töpfen macht eine Drainageschicht aus Kies oder Blähton Sinn, damit überschüssiges Wasser gut abfließen kann. Darüber füllen Sie die Pflanzerde ein. Zur Topf- oder Kübeloberkante sollten Sie etwa drei Zentimeter Platz lassen, damit Sie die Pflanzen gießen können, ohne dass das Wasser überläuft.

Auf einem weißen Tisch liegen Tonscherben und Blähton neben Tontöpfen für den Topfgarten.
Staunässe kann durch eine Drainage aus Tonscherben oder Blähton verhindert werden.

Regelmäßig umtopfen

Bei mehrjährigen Pflanzen sollten Sie das Wachstum Ihrer Schützlinge im Auge behalten, denn auch ein großer Topf wird irgendwann zu klein. Wenn die Wurzeln durch das Entwässerungsloch im Topfboden wachsen, ist höchste Zeit zum Umpflanzen. Die beste Jahreszeit dazu ist das Frühjahr. Eigentlich wäre es vernünftig, die Pflanzen jedes Jahr in ein neues, etwas größeres Gefäß mit frischer Erde zu pflanzen. Bei großen Kübelpflanzen genügt es aber auch alle zwei Jahre.

Den Topfgarten gießen: die richtige Balance finden

In Pflanzgefäßen steht den Wurzeln im Gegensatz zu Gartenpflanzen leider nur eine begrenzte Menge Erde zu Verfügung. An windigen und sonnigen Plätzen kommt es zu Verdunstungsverlusten und ein Topf kann sehr schnell austrocknen. Deshalb sollten Sie regelmäßig die Feuchtigkeit kontrollieren.

Den Topfgarten mäßig, aber regelmäßig gießen

Um im Sommer seltener gießen zu müssen, ist man geneigt, kräftig Wasser zu geben. Doch der krasse Wechsel zwischen extrem trocken und extrem nass bedeutet für Pflanzen Stress. Deshalb ist es sinnvoll, regelmäßig, aber mäßig zu gießen. Je nach Standort und Pflanze kann das zweimal täglich oder auch nur zweimal wöchentlich sein. Auch die Topfgröße ist entscheidend, denn je mehr Erde, desto mehr Wasser kann gespeichert werden.

Weitere Tipps zum Gießen

Hier noch einige weitere Tipps, wie Sie Ihren Pflanzen beim Gießen etwas Gutes tun können:

  • Am besten, Sie gießen mit Regenwasser oder mit abgestandenem Leitungswasser.
  • Der beste Gießzeitpunkt ist der frühe Morgen oder der Abend.
  • Gießen Sie nur den Wurzelballen und nicht das Laub, sonst erhöht sich die Gefahr von Pilzerkrankungen.
  • Um die Verdunstungsverluste zu verringern, können Sie die Topfpflanzen mit Grasschnitt mulchen.
  • Damit Sie seltener gießen müssen, gibt es auch spezielle Wasserspeicher-Gefäße oder automatische Bewässerungssysteme.

Jetzt fehlt nur noch die Erde für den Topfgarten – aber welche?

Beim Topfgarten haben Sie im Gegensatz zum richtigen Garten den Vorteil, dass Sie die Pflanzerde problemlos an die Bedürfnisse Ihrer Pflanzen anpassen können. Denn die verschiedenen Gemüse und Kräuter haben unterschiedliche Ansprüche an Nährstoffe und pH-Wert. Deshalb bietet der Handel sehr viele verschiedene Substrate an. Die käuflichen Substrate sind fertig gemischte Erden, die durch Beimischung von Zuschlagstoffen auf die verschiedenen Bedürfnisse der jeweiligen Pflanzen zugeschnitten sind. Die Zusammensetzung des Substrates hängt vom Verwendungszweck ab.

Schnittlauch und weitere Kräuter sind in einer Pflanzleiter in blauen Töpfen gepflanzt.
Ob gemeinsam in einem Topf oder einzeln in einer Pflanzleiter – die Erde sollte für jede Pflanze stimmen.

Die passende Erde für Starkzehrer wie Gemüse und Obst

Pflanzerden wie Gemüseerde, Hochbeeterde, Komposterde oder Universalerde sind für den Gemüse- und Obstanbau in Töpfen und Kübeln gut geeignet. Sie enthalten ausreichend Nährstoffe für starkzehrende Pflanzen. Zudem haben sie in der Regel einen pH-Wert zwischen 6 und 6,5, mit dem die meisten Gewächse gut zurechtkommen. Spezialsubstrate für Moorpflanzen weisen einen niederen pH-Wert von unter 5 auf, was beispielsweise Heidelbeeren oder Preiselbeeren unbedingt benötigen. Auch Zitruspflanzen bevorzugen saure Erde.

Spezialerde für Schwachzehrer wie Kräuter

Pflanzen, die es trocken lieben, bekommen Substrate mit einem niederen Nährstoffgehalt und vielen mineralischen Zuschlägen wie Sand oder Lavagranulat. Spezialerden für Kräuter und andere Schwachzehrer haben eine geringere Aufdüngung und mehr mineralische Komponenten als vergleichsweise die Substrate für Zierpflanzen, also Blumenerde, oder Gemüse.

Wenn Sie mehrere verschiedene Kräuter in einen großen Behälter pflanzen, sollten Sie darauf achten, dass diese Pflanzen ähnliche Bedürfnisse an Boden, Wasserversorgung, Düngung und Sonneneinstrahlung haben. Pflanzen Sie beispielsweise Schnittlauch, Kerbel, Spinat oder Radieschen in einen Behälter: Sie mögen gleichmäßige Feuchtigkeit und Halbschatten. Oder gründen Sie eine Wohngemeinschaft mit Thymian, Bohnenkraut und Majoran: Sie lieben volle Sonne und magere, durchlässige, kalkhaltige Böden.

Möglichst torffrei und ohne synthetische Zusatzstoffe

Den Hauptbestandteil der käuflichen Substrate bilden organische Stoffe wie Torf, Grüngutkompost, Rindenhumus, Kokosfasern, Holzfasern und Reisspelze. Dazu kommen anorganische Zuschlagstoffe wie Sand, Kies, Bims, Ton, Blähton, Ziegelsplitt, Perlite, Lavagranulat, Algenkalk oder Urgesteinsmehl. Außerdem gibt es noch synthetische Zusatzstoffe wie Polystyrol, Hygromull, Styromull und Agrosil®, die Sie am besten vermeiden sollten.

Auch Torf, der häufigste Ausgangsstoff für Substrate, sollte aus ökologischer Sicht nicht enthalten sein. Die begrenzt zur Verfügung stehenden und nur extrem langsam nachwachsenden Torfmoorflächen sind Lebensraum für viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Außerdem sind Moore unglaublich wichtige CO2-Speicher. Trotzdem werden in Deutschland jedes Jahr zehn Millionen Kubikmeter Torf an Freizeitgärtner und -gärtnerinnen verkauft. Einige Anbieter ersetzen den Torf durch andere Stoffe wie Grünkompost, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern. Diese nachhaltigen, torffreien Produkte sollten Sie für Ihre Töpfe, Kübel und Balkonkästen bevorzugen. Einen Einkaufsführer für torffreie Erden gibt es beim BUND.

 

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