Wie nachhaltiger Mobilfunk funktioniert: Das Beispiel WEtell

WEtell ist ein junges Mobilfunk-Unternehmen aus Freiburg. Es beantwortet die Frage, wie Dienstleistungen in der Mobilfunkbranche nachhaltiger, fairer und transparenter gestaltet werden können. Die drei Köpfe hinter der Idee für ein grünes Mobilfunkunternehmen sind Alma, Nico und Andreas. Und die drei haben viel zu tun: Alma ist verantwortlich für den Bereich Wirtschaft und Finanzen und für das Alleinstellungsmerkmal „Klimaschutz“, Andreas setzt sein Know-how für die technische Umsetzung und das Alleinstellungsmerkmal „Fairness und Transparenz“ ein und Nico kümmert sich um die Geschäftsbeziehungen und den Bereich „Datenschutz“.

„100 Prozent Klimaschutz – Datenschutz – Fairness & Transparenz“ – das haben sich die Freiburger auf die Fahne geschrieben. Was es genau bedeutet und wie es sich im Einzelnen umsetzen lässt, haben wir uns genauer angeschaut.

Was unterscheidet den nachhaltigen Anbieter WEtell vom Rest der Mobilfunkanbieter?

Grundsätzlich unterscheide sich das Angebot bei WEtell nicht so sehr von den konventionellen Dienstleistern, sagt Andreas. Aus der Alltagsperspektive sei der Unterschied nicht bemerkbar. Die Netzabdeckung wird für viele Nutzerinnen und Nutzer sogar ein Upgrade darstellen, da WEtell sie mit dem besten D2-Netz versorgt. Das bedeutet eine sehr gute Verfügbarkeit und Netzgeschwindigkeit. „Darüber hinaus ist es vom Feeling her aber erst mal nichts anderes“, fügt Andreas dann hinzu. Damit räumt er auch gleich das größte Missverständnis aus dem Weg, es würde sich um eine völlig neue Dimension des Mobilfunks handeln.

Unsichtbare Dienstleistungen fair und nachhaltig gestalten

Was ist denn dann aber das Besondere an WEtell? Ihre Stärke sehen Nico, Alma und Andreas vor allem in den Dienstleistungen, die bisher wenig Beachtung gefunden haben und praktisch nicht sichtbar sind. Die Ambition ist es, diese anzufassen und sie fair und nachhaltig zu gestalten. „Mobilfunk ist ein Dienstleistungsprodukt, das man schwer sehen oder greifen kann, ähnlich wie Dienstleistungen im Banken- oder Stromsektor“, sagt Andreas. Dennoch wird die Mobilfunkbranche sehr energiereich betrieben – sowohl was die Arbeitskraft von Menschen als auch die Ressource Strom angeht.

Eine kleinere Frau steht mit zwei Männern vor dunklem Hintergrund einer Galerie.
Das Team hinter WEtell: Alma, Nico und Andreas

Ein großer Vorteil gegenüber den Wettbewerbern: das Werteversprechen

An einem weiteren Punkt hat sich der WEtell-Geschäftsführer ebenfalls gerieben: an der Art und Weise, wie wir es heutzutage in unserer Gesellschaft zu wirtschaften gewohnt sind. WEtell versteht sich als Versuch einer Systemhinterfragung. Die große Sorge um die Zukunft der nachfolgenden Generationen ist für Andreas greifbarer, seitdem er Vater geworden ist. „Was wir mitbringen, ist vor allem das Werteversprechen“, erläutert er. Und: WEtell sei mehr Vision als Produkt. Es soll sich mutig mit Veränderungen auseinandersetzen, die schon lange überfällig sind. Aus eigener Erfahrung will Andreas andere dazu motivieren, sich mit neuen, gewagten Ideen auseinanderzusetzen und aktiv zu werden: „Veränderungen muss man einfach machen!“

Systemkritik als Keimzelle für die Idee „nachhaltiger Mobilfunk“

Bei Andreas ist bereits zu Schultagen das Bedürfnis aufgekommen, zu verstehen, warum in der Wirtschaft kein Interesse daran besteht, Stoffe aus industriellen Verarbeitungsprozessen in ihre ursprünglichen Kreisläufe zurückzuführen. Wir nutzen Ressourcen so, als hätten wir unerschöpfliche Mengen davon. Und was wir nicht mehr benötigen, das werfen wir zum Teil unwiederbringlich weg.

Auch die Frage nach der Verwertung von Abfallstoffen aus der chemischen Industrie ließ ihn nicht los. Später hat Andreas dann beruflich seinen Weg zum Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme gefunden, wo er bereits mit seinen heutigen Kollegen Alma und Nico zusammengearbeitet hat. Andreas kann die aufkeimende Skepsis der klimastreikenden Jugendlichen von heute sehr gut nachempfinden.

Seit 2020 erfolgreich am Markt

Seit 2020 ist WEtell am Markt. Über 7.000 Kunden und Kundinnen nutzen das Angebot des Mobilfunkanbieters. Interessant, so Andreas, sei auch das große Interesse von Geschäftskunden und -kundinnen. Ihr Anteil beläuft sich auf etwa zehn Prozent – von der Soloselbstständigen bis hin zur Kapitalgesellschaft.

Diese Tarife bietet WEtell an

Derzeit bietet WEtell vier Tarife mit verschiedenen Optionen an (Stand: Juli 2022):

  • Ultrakurz: 100 Freiminuten – 19 Cent pro Minute, 100 Frei-SMS – 9 Cent pro SMS, 2 GB Daten LTE für 15 Euro im Monat
  • Mittelwelle: Allnet-Flat (Telefonie/SMS), 7 GB Daten LTE für 20 Euro im Monat
  • Superfunk: Allnet-Flat (Telefonie/SMS), 15 GB Daten LTE für 25 Euro monatlich
  • Megafon: Allnet-Flat (Telefonie/SMS), 25 GB Daten LTE für 30 Euro pro Monat

Die Tarife sind monatlich kündbar, es gibt einen komfortablen Wechselservice sowie eine Rufnummernmitnahme. Eine aktuelle Übersicht zu den geltenden Konditionen finden Sie auch hier.

Mit einer SIM-Karte von WEtell wird die Handynutzung ein Stück nachhaltiger.

Nachhaltigkeit bei WEtell

Nachhaltigen Mobilfunk ohne Greenwashing – das hat sich WEtell auf die Fahne geschrieben. Erreicht wird dieses Ziel, indem alle Prozesse, die anfallen, kritisch bewertet werden – und zwar nicht nur an der Oberfläche, sondern durch und durch.

Klimaneutral bis Scope 3

Vermeiden, ersetzen, rückgewinnen: Diese drei Säulen bilden die Grundlage für die Nachhaltigkeit von WEtell. Gemeinsam mit der nachhaltigen Suchmaschine Ecosia hat WEtell Solaranlagen in Deutschland gebaut und erzeugt damit Ökostrom – und zwar mehr, als die Kunden und Kundinnen derzeit verbrauchen. Die Vorgänge, bei denen sich CO2-Emissionen trotz aller Bemühungen nicht vermeiden lassen, werden mithilfe der Freiburger Plattform Carbonfuture kompensiert. Berechnet wird das Ganze inklusive Scope 3, das heißt, auch indirekte Emissionen, die innerhalb der Wertschöpfungskette entstehen, werden mit einbezogen. Prozesse im Betriebsablauf hat WEtell ebenfalls klimaneutral gestaltet. So ist beispielsweise der Mailversand klimaneutral und es wird ein Öko-Cloud-Anbieter genutzt.

Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft

Alma Spribille, Mitgründerin von WEtell ist seit 2021 im Vorstand des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft. Der Berliner Verband vernetzt Unternehmen, die die ökologische und soziale Transformation antreiben. Im Juli 2022 führte diese Mitgliedschaft dann auch zu einer Berufung in den ehrenamtlichen Mittelstandsbeirat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Hier gibt Alma Spribille nun mit insgesamt etwa 25 Unternehmerinnen und Unternehmern des deutschen Mittelstandes ihr Feedback an Bundesminister Robert Habeck weiter.

Mitglied der Plattform FairTEC

WEtell ist Mitglied der Plattform FairTEC, zu der unter anderem auch das Unternehmen Fairphone gehört. FairTEC vernetzt europaweit Firmen, die sich für nachhaltigen Mobilfunk einsetzen.

Ausgezeichnet mit dem Georg-Salvamoser-Preis

2021 hat WEtell den Georg-Salvamoser-Preis erhalten, einen hoch dotierten deutschen Umweltpreis. Ausgezeichnet werden dabei Firmen, die die Energiewende in Deutschland voranbringen. WEtell hat den Preis erhalten, weil es den Strom, der zum Betrieb der Mobilfunknetze und Sendeanlagen benötigt wird, komplett aus Solarenergie deckt. Damit habe WEtell „eine Leuchtturmwirkung auf die gesamte Branche“, so die Jury.

Auf dem Teamfoto sieht man die Mitarbeitenden von WEtell.
Das Team von WEtell arbeitet auch abseits des Mobilfunks für Nachhaltigkeit in der Wirtschaft.

Hohe Standards beim Datenschutz

Gerade im Mobilfunk fallen so viele Daten an, dass sich daraus sehr viele Dinge über die Nutzenden ablesen lassen. Wer telefoniert mit wem? Wer hält sich wo auf? Und wer surft auf welcher Internetseite? Das alles lässt sich über die gesammelten Daten leicht nachvollziehen. WEtell verkauft grundsätzlich keine Daten zu Werbezwecken – auch nicht in anonymisierter Form. Genutzt werden für die Datenspeicherung fast ausschließlich deutsche Server. Die Speicherung erfolgt transparent und immer nur so lange, wie es unbedingt nötig ist. Durch bestimmte Einstellungen bei den Cookies und die Verwendung alternativer Analysetools gelangen die Daten nicht an Datenkraken wie Facebook und Co. Was, wann, wie, warum und wo gespeichert wird, erläutert das Unternehmen hier sehr ausführlich.

Der erste deutsche Mobilfunkanbieter mit Gemeinwohlbilanzierung

WEtell ist GWÖ-zertifiziert – das hört sich erst einmal kryptisch an. Gemeint ist damit, dass das Unternehmen Teil der Gemeinwohlökonomie (GWÖ) ist und alle zwei Jahre durch sie bewertet wird, und zwar in Form einer Gemeinwohlbilanz. Damit wird gemessen, was das Unternehmen tut, um möglichst viel zum Gemeinwohl der Gesellschaft sowie für die Umwelt beizutragen. Die Gemeinwohlbilanz von WEtell können Sie hier einsehen.

Fairness im Vordergrund

Wer kennt es nicht: Im Mobilfunk bleibt einem oft nichts anders übrig, als den bestehenden Tarif zu kündigen. Andernfalls bleiben einem Tarifverbesserungen leider verwehrt. WEtell macht es anders und setzt sich dafür ein, Tarifverbesserungen gleich an Bestandskunden und -kundinnen weiterzugeben. Das entspricht dem Fairness-Gedanken des Unternehmens. Zudem bietet WEtell monatlich kündbare Tarife an. Bei Fragen und Problemen landen Anrufende nicht im Callcenter, sondern direkt bei den Mitarbeitenden in Freiburg. Damit macht WEtell den Mobilfunk deutlich menschlicher und fairer.

Ungewöhnlich und besonders fair: WEtell bietet Kunden und Kundinnen die Möglichkeit, über den FAIRstärker andere zu unterstützen, die sich das Angebot (noch) nicht leisten können. Wem es nicht wehtut, der kann einen kleinen Betrag monatlich zusätzlich zahlen und somit eine andere Person „fairstärken“.

Sinn und Verantwortung im Unternehmen: WEtell ist ein Purpose-Unternehmen

Ebenso wie Waschbär hat sich WEtell zu dem Schritt entschieden, ein Purpose-Unternehmen zu werden. Das heißt, dass das Unternehmen sich selbst gehört und weder verkauft noch vererbt werden kann. Purpose-Unternehmer und -Unternehmerinnen handeln nach Sinnhaftigkeit und Verantwortung statt nach Gewinnmaximierung. Sichergestellt wird dies über die Purpose-Stiftung, die ein Prozent der Anteile an WEtell besitzt und über ein Vetorecht verfügt. Eine ausführliche Erklärung zu diesem Thema lesen Sie in unserem Magazinbeitrag zum Thema Verantwortungseigentum

 

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