Praxistest: Öl pressen – Tipps und Erfahrungen

Öle in der eigenen Küche selbst herzustellen ist einfacher, als Sie vielleicht denken. Das können meine Familie und ich mittlerweile guten Gewissens behaupten. Wir hatten eine sehr gute Walnussernte und haben uns überlegt: Warum nicht einfach aus den Walnüssen Öl pressen? Also haben wir uns einfach eine passende Presse ausgeliehen und losgelegt.

Wie kann man Öl pressen?

Öl selbst pressen können Sie mit verschiedenen Methoden. Sie können zwischen handbetriebenen Ölpressen und elektrischen Modellen wählen. Beide sind prinzipiell gut geeignet, es gibt jedoch Unterschiede.

Die handbetriebene Ölpresse

Sie möchten lieber erst mal testen, ob das Ölpressen überhaupt etwas für Sie ist? Dann eignet sich eine kleine handbetriebene Presse sehr gut. Es muss sich jedoch explizit um eine Ölpresse handeln. Mit einem Entsafter oder einer Getreidemühle funktioniert die Pressung leider nicht. Für das Pressen von Hand können Sie zudem nur trockene Nüsse, Kerne und Samen verwenden. Ölhaltige Früchte wie Soja oder Oliven lassen sich nicht mit einem handbetriebenen Modell verarbeiten.

Die elektrische Ölpresse

Der Vorteil einer elektrischen Ölpresse ist ganz klar die Zeit- und Kraftersparnis. So können Sie auch größere Mengen an Nüssen, Samen und Kernen verarbeiten. Die auf dem Markt erhältlichen elektrischen Pressen lassen sich gut zerlegen und reinigen, die Pressschnecken sind in der Regel aus rostfreiem Edelstahl.

Eine Frau schüttet beim Öl pressen Saaten in eine elektrische Ölpresse.
Mit einer elektrischen Ölpresse kommen Sie schneller an Ihr Öl – dennoch dauert das Pressen einige Zeit.

Wie funktioniert eine Ölpresse?

Eine Ölpresse arbeitet ähnlich wie ein Fleischwolf. Mit einer Pressschnecke werden die Körner befördert und durch das Ausquetschen in Öl sowie den Trester, auch Presskuchen genannt, umgewandelt. In einem Behälter landet dann das Öl, im anderen der Rest, also der Trester beziehungsweise Presskuchen. Die elektrische Ölpresse von Rommelsbacher, die wir verwendet haben, arbeitet mit einer Art Heizung, um das auszupressende Gut vorzuwärmen. Das geschieht bei schonenden 40 Grad, damit keine Inhaltsstoffe verloren gehen. Die Erwärmung sorgt dafür, dass sich das Öl besser aus den Saaten pressen lässt.

Worauf muss man bei der Arbeit mit einer Ölpresse achten?

Die zu pressende Saat sollte nicht zu groß, dafür aber gut getrocknet sein. Falls Sie also eigene Nüsse nutzen, lassen Sie diese gut durchtrocknen. Walnüsse zum Beispiel müssen vorher gründlich zerkleinert werden, damit die Förderschnecke die Stückchen greifen kann. Je nach Modell nehmen Sie das Gerät nach der Nutzung gleich auseinander und reinigen alle Teile. Wenn Sie eine elektrische Presse nutzen, lassen Sie die Pressschnecke vor dem Herausnehmen erst ein paar Minuten abkühlen.

Welche Zutaten sind geeignet?

Aus folgenden Nüssen, Kernen und Samen können Sie Öl pressen:

  • Sonnenblumenkerne
  • Sesam
  • Walnüsse
  • Mandeln
  • Leinsamen
  • Hanfsamen
  • Chiasamen
  • Mohn
  • Kürbiskerne
  • Haselnusskerne
Schüsseln mit Trester und Gläser mit gepresstem Öl stehen auf einem Holzbrett.
Wir haben mit Leinsamen, Sesam, Kürbiskernen, einem Salatmix und Walnüssen (von rechts nach links) experimentiert.

Welches Öl kann man selbst herstellen?

Sie stellen zu Hause immer kalt gepresstes, also natives Öl her. Dieses hat die beste Qualität, denn es enthält die meisten wertvollen Inhaltsstoffe. Beim selbst gepressten Öl können sich Trübstoffe am Boden absetzen. Dies ist aber nicht tragisch – ähnlich wie bei naturtrübem Apfelsaft.

Raffiniertes Öl hingegen ist gereinigtes Öl, das durch Hitze und meist unter Verwendung von Lösungsmitteln hergestellt wird. Diese Art der Herstellung zerstört Vitamine sowie die wichtigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren und die Aromastoffe des Öls.

Wir haben leckeres Walnussöl, Leinöl, Sesamöl und Kürbiskernöl hergestellt. Auch einen Salatkernmix, den wir gekauft hatten, haben wir verarbeitet – der Geschmack hat uns überzeugt.

Woher bekommt man die Zutaten für das eigene Öl?

Zutaten zum Ölpressen bekommen Sie in jedem gut sortierten Bioladen oder Reformhaus. In vielen Unverpacktläden können Sie genau die Menge kaufen, die Sie gerade benötigen. Achten Sie darauf, Bioware zu kaufen, denn so können Sie sichergehen, dass keine unerwünschten Zusatzstoffe wie Pestizide im fertigen Öl landen. Natürlich können Sie auch die eigenen Hasel- oder Walnüsse verwenden.

Zu Hause Öl pressen: Vorteile auf einen Blick

Öl selbst herzustellen bietet viele Vorteile:

  • Sie stellen immer nur so viel Öl her, wie Sie gerade benötigen.
  • Sie bestimmen selbst, welche Materialien, also welche Nüsse und Kerne Sie nutzen. Vielleicht stellen Sie Ihr eigenes Öl aus den vielen Walnüssen her, die Sie im eigenen Garten gesammelt haben?
  • Sie können alles nutzen, was bei der Herstellung entstanden ist – das Öl wie auch den Trester.
  • Eigenes Öl enthält garantiert keine unerwünschten Zusatzstoffe, wenn Sie auf Bio-Zutaten zurückgreifen, …
  • … dafür jedoch viele frische Nähr- und Vitalstoffe, da Sie kalt gepresstes Öl herstellen.
Selbst gepresstes Öl und Trester sind auf dem Küchentresen aufgereiht.
Beim Ölpressen bleibt viel Trester übrig, den Sie in Bratlingen, Riegeln oder Smoothies weiterverarbeiten können.

Lagerung und Haltbarkeit von selbst gepresstem Öl

Frisches, selbst hergestelltes Öl lagern Sie am besten kühl und in dunklen Flaschen. Im Kühlschrank bleibt das Öl fünf bis sechs Monate stabil. Allerdings gilt hier: Je frischer es verzehrt wird, desto besser schmeckt das eigene Öl. Außerdem hat es dann noch besonders viele wertvolle Inhaltsstoffe.

Kann man Öl pressen lassen?

Haben Sie keine eigene Ölpresse und dennoch viele eigene Walnüsse oder Haselnüsse, können Sie das Öl auch in einer Ölmühle pressen lassen. Diese Herstellung nennt sich Lohnpressung. Gegen einen kleinen Geldbetrag werden Ihre Nüsse und Saaten direkt für Sie gepresst, von Schwebeteilen befreit und in Flaschen abgefüllt. Schauen Sie im Internet nach einer passenden Ölmühle in Ihrer Nähe.

Öl pressen: weitere Tipps

  • Wenn Sie mit einem Sieb arbeiten, müssen Sie regelmäßig die Reste der Saaten herausnehmen, damit das Sieb nicht verstopft. Lassen Sie das Öl ohne Sieb in einen Behälter laufen und stellen Sie es einen Tag in den Kühlschrank. Am nächsten Tag haben sich die Trübstoffe und Nussreste abgesetzt. Sie schütten nur noch das Öl in eine Flasche um. Der Rest am Boden ist Nussmus – lecker auf Brot oder in Süßspeisen.
  • Verwenden Sie den Trester als Backzutat in Brot und Kuchen oder als Zugabe im Müsli, als Müsliriegel oder für Bratlinge.
  • Falls Sie nicht gleich die ganze Menge vom Trester verarbeiten können, trocknen Sie ihn oder frieren Sie ihn ein – oder verfüttern Sie den Trester an Ihre Hühner.
  • Stellen Sie Öle aus verschiedenen Nüssen, Kernen oder Samen her und mischen Sie Ihr eigenes Spezialöl.
  • Verfeinern Sie Ihre selbst hergestellten Öle mit Kräutern aus dem Garten.
  • Verschenken Sie doch einfach mal selbst hergestelltes Öl. Ich wette, dass die Beschenkten sich sehr über dieses einzigartige Geschenk freuen werden.

Fazit zum Ölpressen

Wir haben beim ersten Durchgang fasziniert auf die ersten Tropfen Öl gewartet und gleich den Finger zum Naschen daruntergehalten. Das eigene, ganz frische Öl zu genießen lässt jedes noch so simple Gericht zu etwas Besonderem werden. Bei uns wurde erst mal alles, was Öl enthalten könnte, durch die Maschine „gejagt“. Und für die nächste Geburtstagsfeier haben wir auch schon das passende Geschenk parat: selbst gepresstes Öl in einem hübschen Fläschchen.

 

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