Pflanzenporträt: Malve – ein Blütenmeer im Garten

Die Mauretanische Malve blüht mit zahlreichen Blüten in einem kräftigen Lilaton.

In den Sommermonaten ist die Blütezeit der Malven. Wer einen Garten hat, sollte sich die blühfreudigen Gewächse unbedingt besorgen oder aussäen. Die Malve erfreut uns wochenlang mit unzähligen wunderschönen Blüten. Außerdem ist sie eine sehr gute Insektenweide, die mit reichlich Nektar und Pollen Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge begeistert. Verschiedene Falterarten – und auch Käfer – sind auf die Malve als Futterpflanze angewiesen.

Die attraktive Gartenpflanze ist aber auch für uns Menschen sehr wertvoll, was ein altes spanisches Sprichwort sinngemäß überliefert: „Malve im Gemüsegarten lässt den Doktor draußen warten.“ Aber nicht nur wegen ihrer Heilkraft gehört sie in den Garten, sondern auch weil sie ein essbares Wildgemüse ist.

Die liebe Verwandtschaft – die Familie der Malvengewächse

Alle bei uns vorkommenden Arten eignen sich als Blütenstauden im Garten, sind aber auch essbar und lassen sich in der Heilkunde verwenden. Ein typisches Merkmal der Gattung Malva sind die miteinander verwachsenen Staubfäden in den Blüten, die wie eine Röhre herausragen. Die handförmigen Blätter, die meist fünfteilig gelappt oder eingeschnitten sind, stellen ein weiteres Erkennungsmerkmal dar. Ebenfalls malventypisch sind die scheibenförmigen Früchte, die an Käselaibe erinnern. Den folgenden Arten begegnen wir recht häufig bei Spaziergängen im Sommer:

  • Die Wilde Malve (Malva sylvestris), auch Große Käsepappel genannt, besitzt große rosaviolette Blüten mit dunkleren Längsstreifen. Eine aus Spanien stammende Unterart mit dem Namen Mauretanische Malve (Malva sylvestris ssp. mauritania) wird häufig in Gründünger– und Blühstreifenmischungen eingesetzt. Sie hat im Gegensatz zur heimischen Art ganz dunkelviolette Blüten. Auch im Heilpflanzen-Anbau nutzt man sie gern, denn sie besitzt besonders große Blüten und der Gehalt an Anthocyan-Farbstoffen ist wesentlich höher. Diese Unterart ist übrigens mein Favorit für den Anbau!
  • Die heimische Moschusmalve (Malva moschata) und die ebenfalls auf Wiesen wild vorkommende Rosenmalve (Malva alcea) haben im Gegensatz zur Wilden Malve tief eingeschnittene, gefiederte Blätter. Ihre Blüten sind hellrosa. Dann gibt es auch noch die Wegmalve (Malva neglecta): Sie ist im Gegensatz zur Verwandtschaft sehr klein und besitzt fast weiße Blüten.
  • In Bauerngärten trifft man häufig eine etwas entferntere Verwandte aus der Familie der Malvengewächse: die Stockrose (Alcea rosea). Sie ist eine beliebte Gartenpflanze, die es in vielen bunten Blütenfarben zu kaufen gibt. Die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Pflanze kann eine imposante Größe von über zwei Metern erreichen.

Tipps zu Standort und Pflege von Malven im Garten

Die Wilde Malve ist äußerst blühfreudig und sollte daher in keinem Garten fehlen. Im Sommer lässt sie sich sehr gut in Wildblumensträuße einbinden. Zudem sind fast alle Bestandteile zum Verzehr geeignet, wie weiter unten zu lesen ist. Mit der richtigen Pflege werden Sie viel Freude an Ihrer Malve haben.

Der richtige Standort: sonnig oder halbschattig

Die Wilde Malve sowie die Mauretanische Malve vertragen Sonne und Halbschatten. Sonnige Lagen erhöhen die Blühfreudigkeit und senken die Gefahr von Pilzerkrankungen. Die Pflanzen benötigen jedoch eine gleichmäßige Wasserversorgung. Nährstoffreiche, lockere Böden sind für die bis zu 1,50 Meter hohen Pflanzen ideal. Zu viel Stickstoff wirkt sich aber negativ auf die Blütenbildung aus.

Die kurzlebige Malve ist frosthart. Meist wird sie aber nur einjährig angebaut, auch wenn sie noch ein zweites oder gar ein drittes Jahr austreibt. Wer ein zweites Standjahr probieren will, schneidet sie im September nach der Blüte zwei Handbreit über dem Boden ab und häufelt etwas an. Der Nachteil der zweijährigen Kultur ist die erhöhte Anfälligkeit für Pilzkrankheiten.

Die Aussaat

Aussäen sollte man die Malve im Freien, am besten schon Anfang April. Der Reihenabstand beträgt 50 Zentimeter, in der Reihe werden die Pflanzen später auf 40 Zentimeter ausgedünnt. In windigen Lagen benötigen sie eventuell eine Stütze.

Umgang mit Krankheiten und Schädlingen

Die Malve und alle ihre Verwandten sind oft von zwei Pilzkrankheiten betroffen: dem Malvenrost und dem Brennfleckenpilz. Wenn die Blätter rotbraune Tupfen an der Blattunterseite haben, sollte man sie nicht mehr ernten. Die kurzlebigen Blüten können von dem Pilz nicht befallen werden. Allerdings nimmt bei erkrankten Pflanzen die Blühfreude rapide ab. Deshalb sollten Sie befallene Blätter gleich abschneiden, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen.

Auch Erdflöhe besuchen äußerst gern die Malven, man erkennt den Befall mit den kleinen Käfern an den durchlöcherten Blättern. Auf gemulchten, gleichmäßig feucht gehaltenen Flächen kommen diese Schädlinge seltener vor, denn sie vermehren sich besonders gut auf trockenem, verkrustetem Boden.

Tipps für die Blütenernte

Die Erntezeit beginnt je nach Aussaat im Juni und dauert sechs bis acht Wochen. Bei einer kräftigen Pflanze können Sie täglich 100 bis 200 Blüten pflücken. Die Blüten sind sehr kurzlebig, das heißt, sie entfalten sich nur für die Dauer eines Tages. Deshalb pflückt man die geöffneten Blüten einmal täglich am späten Vormittag. Tägliches Ernten regt die Blütenbildung an und verlängert die Blühperiode. Gepflückt werden die Blüten mit dem Kelch. Zu Beginn der Blüte ist auch der Schleimgehalt der dunkelgrünen Blätter am höchsten, sodass Sie immer einige Blätter miternten können. Beim Blütenpflücken sollten Sie unbedingt auf die emsigen Bienen achten, die den Malven sehr gern einen Besuch abstatten!

Die empfindlichen Blüten werden locker in dünner Schicht ausgebreitet und getrocknet. Beim Trocknen erfolgt eine Einfärbung ins tiefe Blau. Es darf kein Sonnenlicht auf das Trockengut fallen, damit es die wunderschöne dunkle Farbe behält. Noch besser wird das Ergebnis, wenn Sie die Malven mit künstlicher Wärme in einem Trockengerät trocknen.

Malvenblüten werden in einem Trockengestell getrocknet und erhalten eine dunkleblaue Farbe.
Die intensive Farbe entwickeln die Malvenblüten während sie trocknen.

Eine durch und durch essbare Pflanze

Malven sehen nicht nur sehr hübsch aus, ihre Bestandteile sind auch essbar und enthalten viele Nährstoffe.

  • Die jungen Malvenblätter gehören zu den mildesten und zartesten Wildgemüseblättern. Sie eignen sich deshalb hervorragend für Salate oder Suppen und als spinatähnliches Gemüse. Nehmen Sie nur junge, gesunde Blätter.
  • Die attraktiven Blüten dienen als essbare Dekoration von Salaten und Desserts. Aufgrund ihrer wunderbaren Farbe können Sie sie auch gut zum Färben von Nachspeisen, Kräutersalz (siehe Rezept), Likör oder Sirup einsetzen.
  • Die grünen, unreifen Früchte („Käsle“) können Sie einfach über Ihre Salate streuen oder direkt im Garten knabbern.

Die Malven haben ein außerordentlich gutes Nährstoffprofil. Sie bestechen durch einen unglaublichen Eiweiß- und Provitamin-A-Gehalt. Aber auch bei den Mineralien und Spurenelementen reihen sie sich in die Top Ten ein. Sie enthalten vor allem sehr viel Magnesium, Kalzium und Eisen.

Medizinische Nutzung der Malve

In der Heilkunde kommen vor allem die Wilde Malve (Große Käsepappel) und die Mauretanische Malve und hier vor allem die Blüten zum Einsatz.

Wohltuender Tee bei Husten

Die reizlindernden und entzündungshemmenden Wirkungen stehen im Vordergrund. Daher wird die Malve bei trockenem Husten oder Reizhusten sowie Entzündungen der Schleimhäute im Mund- und Rachenraum verwendet. Der Name Malve („die Weiche“) verrät uns, woher sie ihre Heilkraft hat. Wenn man die zarten Malvenblüten anfasst und ein wenig reibt, spürt man den weichen Pflanzenschleim, der sie so heilsam macht. Die Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm auf die gereizten und entzündeten Schleimhäute des Rachens und der Bronchien. Die Blüten enthalten bis zu zehn Prozent Schleimstoffe. Außer diesen enthalten die Blüten auch reichlich blaue Farbstoffe (Anthocyane), die dem Malven-Tee eine wunderschöne Farbe geben. Wegen dieses Effektes verwendet man Malvenblüten in Teemischungen oft als Schmuckdroge.

Hilfe bei Hautproblemen

In der Volksmedizin empfiehlt man die frisch zerquetschten Blätter auch als Auflage bei Hautentzündungen, Juckreiz, Ekzemen, Brandwunden und Insektenstichen. Vor allem Pfarrer Johann Künzle (1857–1945) lobte die Wirkung der Malve auf die erkrankte Haut: „Die frischen Blätter, etwas zerquetscht, geben vorzügliche Auflagen bei Insektenstichen, Quetschungen, da sie Brand und Entzündung nehmen und Giftstoffe ausziehen.“ Der Mönch Odo Magdunensis schrieb im 11. Jahrhundert: „[…] mit Malvensaft heilst du die Bienenstiche/und wenn du Öl damit verquickst und deinen Leib bestreichst, wird dir gar keine Biene Schaden bringen.“

Liebeslust und Fruchtbarkeit – die Malve als Aphrodisiakum

Schon bei den Römern war die blühfreudige Pflanze ein Symbol der Fruchtbarkeit. Die Malvenfrüchte galten sogar als Aphrodisiakum. Das ist auch der Grund, warum im Mittelalter die Kinder davor gewarnt wurden, zu viele der scheibenförmigen Früchte, die man „Käsli“ nannte, zu essen. Man erzählte ihnen, dass man davon verrückt werde oder sogar Läuse bekomme. So wollte man verhindern, dass die Jüngsten schon frühzeitig auf „dumme Gedanken“ kommen. Die Erwachsenen hingegen nutzten die Pflanze durchaus häufiger, besonders lustfördernd war es angeblich, wenn man sich eine Wurzel an den Schenkel band.

Die Früchte der Malve sind rund und grün.
Die käselaibförmigen grünen Früchte gaben der Malve den Volksnamen Käsepappel.

Als Liebes- und Fruchtbarkeitspflanze eignete sich die Malve auch für einen Fruchtbarkeitstest. Die Frau goss für den Test ihren Urin über eine Malve. Verdorrte sie innerhalb von drei Tagen, dann war man unfruchtbar. Blieb sie grün, konnte man viele Kinder bekommen. Mit solchen Urin-Tests wurde auch kontrolliert, ob die Frau noch Jungfrau war. Das war im patriarchalen Mittelalter eine wichtige Voraussetzung für die Hochzeit. Bei Nichtvorhandensein war es ein Grund, um Schande über die Betroffene zu bringen.

Rezepte mit Malven

Wie weiter oben schon erläutert, überzeugt die Malve durch einen hohen Nährstoffgehalt. Es lohnt sich also, sie in verschiedenen Gerichten zu verwenden. Hier verrate ich Ihnen zwei Rezeptideen.

Marokkanische Bulgur-Malven-Pfanne

Dieses vegetarische Pfannengericht ist schnell gezaubert und erhält durch die Malvenblätter und -blüten einen einzigartigen Geschmack – probieren Sie es unbedingt einmal aus!

Zutaten für die Bulgur-Pfanne mit Malven

  • 1 Zwiebel
  • 2 EL Olivenöl
  • 200 g Tomaten, gewürfelt
  • 350 g Malvenblätter, klein geschnitten
  • 600 ml Gemüsebrühe
  • 250 g Bulgur
  • 2 EL Petersilie, klein geschnitten
  • 100 g Schafskäse, gewürfelt
  • 1 Handvoll Malvenblüten

Und so stellen Sie die Bulgur-Malven-Pfanne her

  1. Zwiebel klein schneiden und in Öl anbraten, gewürfelte Tomate und klein geschnittene Malvenblätter zugeben.
  2. Mit Gemüsebrühe aufgießen und zum Kochen bringen.
  3. Bulgur einrühren und Pfanne mit einem Deckel verschließen.
  4. Vom Herd nehmen und 15 Minuten quellen lassen.
  5. Mit einer Gabel lockern, eventuell überschüssige Flüssigkeit abgießen und Petersilie sowie Schafskäse unterheben.
  6. Mit Blüten bestreuen und servieren.

Purpursalz mit Malvenblüten

Dieses lilafarbene Salz ist ein echter Hingucker.

Zutaten für das Purpursalz

  • 100 g Meersalz
  • 50 g frisches Rotes Basilikum
  • 25 g frische Malvenblüten

Salz mit Malvenblüten herstellen: So geht’s

  1. Alle Zutaten in einem Mixer zerkleinern, sodass eine Masse entsteht, die feuchtem Sand ähnelt.
  2. Die Masse auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen. Im Backofen bei maximal 40 °C schonend trocknen. Den Backofen dabei einen Spalt offen lassen, damit Feuchtigkeit entweichen kann.
  3. Je nach Feuchtigkeitsgehalt ist die Masse nach 40–60 Minuten trocken. Nun erneut im Mixer oder in einem Mörser zerkleinern und vermahlen.

Hinweis: Dieser Beitrag wurde mit größter Sorgfalt erstellt. Der Autor ist jedoch kein Arzt oder Apotheker. Die im Beitrag gegebenen Informationen sind nicht als Gesundheitsberatung zu verstehen. Besprechen Sie eine Anwendung der Tipps mit gesundheitlichem Bezug daher bitte mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt.

 

 

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