Insektenpflanzen im Naturgarten: Tipps zur Auswahl

Wir haben den Insekten viel zu verdanken, denn ohne ihre Bestäubung könnten wir uns nicht über Äpfel und Tomaten freuen. Da die Zahl der Insekten rapide abnimmt, ist unsere Hilfe gefragt: Wie können wir Gärten und Balkone in ein blütenreiches Paradies für Insekten verwandeln? Welche Insektenpflanzen eignen sich dafür, Bienen, Hummeln und Schmetterlinge in Garten zu locken?

Warum sollten wir überhaupt Insektenpflanzen fördern?

Immer neue Studien belegen das Insektensterben in den letzten Jahrzehnten. Fast 80 Prozent der Fluginsekten (bezogen auf die Gesamtmasse) sind in den letzten 30 Jahren verschwunden. Die Technische Universität München stellte 2019 fest, dass das Insektensterben besonders in der Nähe intensiv genutzter landwirtschaftlicher Ackerflächen ausgeprägt ist. Die Landwirtschaft steht in der Verantwortung an der Lösung der Probleme mitzuarbeiten, auch wenn die Bauernverbände momentan noch nicht einsichtig sind. Es wird die Aufgabe der Politik sein, eine Agrarwende einzuleiten, damit die bedrohten Arten gerettet werden können.

Dies müsste eigentlich auch im Sinne der Landwirte sein, denn sie sind essentiell auf die Bestäubungsleistung von Bienen und Insekten angewiesen: 75 Prozent unserer Kulturpflanzen und fast 90 Prozent der Wildpflanzen können nur mithilfe der Insekten fruchten. Ohne die Insekten gäbe es keinen Ertrag; letztendlich sichern sie die Welternährung! Und schließlich sind manche von ihnen, wie Marienkäfer und Florfliegen, unentbehrlich in der biologischen Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge. Ein Marienkäfer verspeist beispielsweise täglich bis zu 150 saugende Blattläuse.

Aus diesem Krabbler wird mal ein Marienkäfer. Auf dem Weg dahin verspeist der Nützling viele schädliche Blattläuse.

Erste Hilfe für Krabbler: Insektenfreundliche Gärten anlegen

Bis die Politik Lösungen für eine Agrarpolitik findet, die den Artenschutz berücksichtigt und gleichzeitig der Landwirtschaft eine Perspektive bietet, kann viel Zeit vergehen. Deshalb sind alle Garten-, Terrassen- und Balkonbesitzer gefordert, schnell zu reagieren. Wer in seinem Garten Insekten unterstützen möchte, kann mit einfachen Mittel viel tun: Eine kleine Oase für Insekten ist recht schnell angelegt. Es gibt zahlreiche Pflanzen, die mit ihren Blüten nicht nur den Garten und Balkone verschönern, sie bieten Bienen, Hummeln und Schmetterlingen ausreichend Pollen und Nektar.

Die kleinen Tiere benötigen aber nicht nur Nahrung, sondern auch Unterschlupf und Wohnraum. Deshalb benötigen sie Insektenhotels und auch ein paar wilde Ecken. In einem Stapel Totholz, in einem Laubhaufen oder einem Insektenhotel finden viele Nützlinge Nahrung und Schutz. Nicht nur Hotelzimmer, sondern auch Erfrischungsgetränke sind von Nöten: In den zunehmend trockenen Sommern finden Insekten in manchen Regionen nicht ausreichend Wasser. Es genügt eine kleine, schnell selbst gebaute Bienentränke, gefüllt mit Steinen oder Korken und etwas Wasser. Die Steine und der niedrige Wasserstand ermöglichen es den Tieren, sicher zu landen.

Blütenangebot – möglichst vielfältig und ganzjährig

Damit die blütenbesuchenden Insekten sich richtig wohlfühlen, benötigen sie ein kontinuierliches Blütenangebot, damit es zu keinen Engpässen kommt. Manche Blütenbesucher wie Wildbienen sind oft auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert. Deshalb ist es wichtig, auf Artenvielfalt bei den Blüten zu achten: Pflanzen Sie möglichst viele verschiedene Blühpflanzen und sorgen Sie für ein durchgängiges Blühangebot, indem Sie früh-, mittel- und spätblühende Arten anpflanzen. Vor allem Frühblüher sind in den Gärten eher selten und für viele frühfliegende Insekten wie Hummeln überlebenswichtig. Dazu gehören zum Beispiel Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse und Narzissen, aber auch Heckengehölze wie die Kornelkirsche.

Die hübschen gelben Blüten leuchten noch ohne Blattgrün.
Die Kornelkirsche zählt zu den Frühblühern, die in der blütenarmen Zeit für Nahrung sorgen.

Verwenden Sie nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten, denn hochgezüchtete, dicht gefüllte Blumensorten bieten keinen oder nur wenig Nektar und Pollen. So sind Wildrosen gerne besucht, während hochgezüchtete Edelrosen kein Insektenherz erfreuen.

Insektenpflanzen: Das sind die Favoriten von Biene und Co.

Mit der richtigen Pflanzenauswahl können Sie viele Insekten in ihren Garten locken. Das Schöne dabei ist, dass diese Pflanzen nicht nur gut für Insekten sind, sondern auch für uns selbst. Denn die meisten Insektenpflanzen sind wunderschön und erfreuen unser Auge. Aber damit nicht genug, viele davon sind Heil- oder Gewürzpflanzen. Sie können als Tee, Speisewürze oder sogar als essbare Wildpflanze eingesetzt werden.

Heimische Wildpflanzen erfreuen Insekten besonders

Besonders attraktiv sind heimische Wildpflanzen wie zum Beispiel Blutweiderich, Fetthenne, Dost, Königskerze, Natternkopf, Schafgarbe, Wilde Malve oder Wasserdost. Mit ihrem wilden Charme können sie so manche Zierpflanze in den Schatten stellen und vor allem summt und brummt es bei diesen Pflanzen gewaltig.

Schneiden Sie die Stauden im Herbst nicht herunter, denn die Stängel dienen vielen Insekten als Überwinterungsort. Vor allem die Larven einiger Wildbienenarten, überwintern gerne in den aufrecht stehenden toten Stängeln.

Die kleinen lila Blüten werden nicht nur von Bienen wie hier gerne angeflogen.
Der heimische Dost, auch Wilder Oregano genannt, lockt Bienen und Schmetterlinge an. Er schmeckt aber auch gut als Kräutertee.

Insektenpflanzen aus der Ferne

Obwohl heimische Pflanzen von der Insektenwelt bevorzugt werden, gibt es auch einige Pflanzen aus fernen Ländern, die als Insektenmagneten gelten. Dazu gehören viele amerikanische Präriepflanzen wie zum Beispiel Anisysop, Präriekerze (Prachtkerze), Sonnenhut, Lanzen-Eisenkraut, Seidenpflanze oder Herbstastern. Gleichzeitig sind dies allesamt wunderschöne Zierstauden, und manche wie der Anisysop eigenen sich vorzüglich für einen schmackhaften Tee.

Aber auch viele Kräuter aus Südeuropa gehören zu den Lieblingen der Insektenwelt: Bohnenkraut, Fenchel, Lavendel, Liebstöckel, Mariendistel, Oregano, Salbei, Thymian und Ysop. Diese Südländer haben für uns einen Mehrfachnutzen. Zum einen blühen und duften sie wunderbar. Zum anderen sind sie sowohl Gewürz- als auch Heilpflanzen. So ist Fenchel zum Beispiel gut für die Verdauung und Lavendel beruhigt die Nerven und fördert den Schlaf. Thymian und Ysop sind gut bei Husten und Salbei eignet sich zum Gurgeln bei Entzündungen in Mund und Rachen. Bohnenkraut und Oregano besitzen antibiotische Eigenschaften.

Die Mariendistel bildet große Blüten aus, die von verschiedensten Insekten aufgesucht werden.

Auch Hecken und Unkräuter gehören zu den beliebten Insektenpflanzen

Wer Platz für eine Hecke hat, tut nicht nur etwas Gutes für Insekten, sondern auch die Vögel profitieren – vor allem von besonders angelegten Vogelhecken. Auch bei den Hecken gilt, dass heimische Gehölze von Insekten und Vögeln bevorzugt werden. Besonders viele Insekten beherbergen und ernähren Weiden, Weißdorn, Schlehe, Haselnuss und Wildrosen. Fremdländische Gehölze wie Forsythien, Thuja oder Kirschlorbeer werden viel seltener von Insekten und Vögeln genutzt.

Im Weißdorn tummeln sich beispielsweise 163 Insektenarten. Alleine 56 Schmetterlingsarten finden hier Nektar und nahrhafte Blätter. Ebenso die Wildrose: Sie bietet nicht nur 103 Insektenarten Nahrung, von ihren vitaminreichen Hagebutten können auch Vöglein und wir Menschen profitieren. Sie enthalten 20-mal so viel Vitamin C wie eine Zitrone und können zu einer wunderbaren Hagebuttenmarmelade oder zu Hagebuttenmus verarbeitet werden.

Die pinke Blüte offnet sich und gibt den Blick frei auf einen grün schillernden Käfer, der in der gelben Blütenmitte Nektar sucht.
Ungefüllte Rosen bieten den Insekten Nektar und Pollen.

Aber auch einige Pflanzen, die bei uns als „Unkräuter“ gelten, gehören unbedingt zu den Insektenpflanzen. Vor allem die Raupen der Schmetterlinge benötigen solche Nahrungsquellen. Dazu zählen beispielsweise Brennnessel und Distel. Auf diesen „Unkräutern“ fühlen sich die Raupen vom Kleinen Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral, C-Falter, Distelfalter und Landkärtchen wie im Schlaraffenland. Die Raupe des wunderschönen Schwalbenschwanzes fühlt sich dagegen zur Wilden Möhre hingezogen. Selbst diese sogenannten Unkräuter haben einen Zusatznutzen, denn sie können in der Wildkräuterküche verwendet werden. Ein Spinat aus jungen Brennnesseltrieben ist eine Delikatesse, die man unbedingt probiert haben sollte.

Die besten Insektenpflanzen im Überblick

Sträucher (Wildpflanzen) Heimische Stauden und Zweijährige (Wildpflanzen) Stauden und Zweijährige aus anderen Kontinenten (Gartenpflanzen) Stauden und Zweijährige aus Südeuropa (Gartenpflanzen) Einheimische Wildpflanzen, die als Unkräuter gelten
Faulbaum Beinwell Anisysop/ Duftnessel Bergbohnenkraut Brennnessel
Haselnuss Blutweiderich Bartblume Bergminze/Steinquendel Disteln
Hundsrose Dost Herbstastern Fenchel Persischer Ehrenpreis
Kornelkirsche Königskerze Kugeldistel Katzenminze Taubnesseln
Kreuzdorn Mädesüß Lanzen-Eisenkraut Lavendel  
Liguster Natternkopf Prachtkerze/ Präriekerze Liebstöckel  
Schlehe Quendel Sonnenhut/ Echinacea Mariendistel  
Vogelbeere Schafgarbe Seidenpflanze Muskatellersalbei  
Weiden Steinklee   Salbei  
Weißdorn Wasserdost   Steppensalbei  
  Wegwarte   Thymian  
  Wiesensalbei   Ysop  
  Wilde Malve      
  Wilde Möhre      
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